Angst, Quelle des Bewusstseins und als Motivation
Die erste und grundlegendste Reaktion eines Menschen auf das Leben ist die Angst.
Das Leben kann gefährlich sein. Der physische Körper ist verletzlich und ist leicht zerstörbar. Man kann krank werden, von einer Treppe runterfallen und sich etwas brechen, oder bei einem Unfall sterben. Deshalb zwingt die Existenz in einem biologischen Körper einen Menschen dazu, sich mit der Todesangst zu befassen. Dies ist die Angst eines Urmenschen, der den Naturkräften und Wildtieren schutzlos ausgeliefert war. Es hat viel mit Überleben, Sicherheit und Kontrolle über die Umgebung und Geschehnisse zu tun.
Das Gefühl der Angst ist notwendig, am Leben zu bleiben. Denn, wenn ich keine Angst habe, beispielweise vom Dach runterzuspringen, könnte ich mich ernsthaft verletzen oder sogar zu sterben wäre möglich. Diese archaische Angst vor dem Sterben, welche wir von unseren Urahnen vererbt haben, überträgt sich in unser modernes, alltägliches Leben und nimmt unterschiedliche Formen an. Zum Beispiel, Angst alleine zu bleiben, Angst seinen Job zu verlieren, Angst vor einer unheilbaren Krankheit, Angst vor der Dunkelheit, Angst vor Unwissenheit zu einem bestimmten Thema oder die Unsicherheit im Angesicht einer unbekannten Situation.
Einerseits kann die Angst lähmend sein und einen Menschen blockieren. Anderseits ist die Angst eine primäre Quelle des Bewusstseins und der Intelligenz. Denn die Angst zwingt einen Menschen vorsichtiger, wachsamer und aufmerksamer zu sein. Die Angst richtet meinen Fokus automatisch auf die Dinge, die meine Aufmerksamkeit jetzt benötigen, damit ich diese beheben und lösen kann.
Darüber hinaus kann die Angst eine machtvolle Motivation sein.
Von der Angst motiviert zu sein bedeutet, sich der eigenen Angst zu stellen, damit diese sich auflöst und man keine Angst mehr haben muss. Dies heisst, aufzuhören die eigenen Ängste zu ignorieren und von ihnen wegzurennen. Denn das, wovon ich wegrenne, holt mich immer wieder ein. Es schwächt mich und macht unsicher. Einen unsicheren Menschen der Angst hat, ist leicht zu kontrollieren und zu manipulieren. Deshalb, wenn ich mich von der Angst, wovon auch immer befreien will, muss ich in die Sache rein gehen, um alles was mich unsicher macht zu durchleuchten.
Die Angst vor der Angst ist der Antrieb diese zu lösen.
Aus der Angst, im dunklen zu bleiben, beleuchte ich den Raum. Wie mit einer Taschenlampe, wenn ich einen ganzen Raum ausleuchte. Die Angst kann motivieren Dinge zu verstehen, ihnen auf den Grund zu gehen, herausfinden was wirklich zuverlässig ist, erkennen wo die Schwachstellen sind, um diese stark zu machen. Es ist die Energie der Angst, die die Kraft gibt, die Situation zu verändern und darin stärker zu werden.
Wenn Angst auftaucht, schau rein, renn nicht weg und lenke dich nicht ab, sei dabei. Dann geschieht was Magisches… Du wirst mit der Zeit merken, wie du wachsamer und stärker geworden bist. Bis du aus der Angst vollständig aufgewacht bist. Deine Furcht vor dem Unbekannten und vor dem Sterben wandelt sich in ein tiefes Vertrauen dem lebendigen Leben gegenüber.
Aufwachen aus der Angst bedeutet – das eigene Bewusstsein zu befreien.